Wenn wir in die Chroniken der in den Bezirksverbänden zusammengeschlossenen Schützenbruderschaften und Vereine schauen, so entstanden viele aus den Heimatschutzverbänden und Bürgerwehren. Sie wurden per Dekret oder auch freiwillig zum Schutz der Städte und Gemarkungen eingesetzt. Einige können auf eine 300 – 400-jährige Geschichte zurückblicken. Auch die im 19. Jahrhundert gegründeten oder wieder belebten Bürgerschützenvereine beriefen sich auf diese Traditionen und hatten eine national-patriotische Ausrichtung.

In der Nazi-Zeit führte die NSDAP das Führerprinzip ein und griff durch ihre Ortsgruppenführer tief in das Wirken der Vereine und Verbände ein. Viele entschieden sich, dem Deutschen Schießsportverband bzw. dem Deutschen Schützenverband beizutreten. Beide Verbände wurden 1938 der SA unterstellt. Wer seine konfessionellen Bindungen nicht aufgab, wurde verboten oder konnte sich durch den Beitritt zum Westfälischen Heimatschutzverband dieser engen Umklammerung durch die Nazis ein wenig entziehen.

Nach den Wirren des 2. Weltkriegs und der Wiederbegründung des Vereinslebens entschlossen sich viele Vereine, dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften beizutreten und sich somit in Diözesan- und Bezirksverbände zu gliedern. Der Bezirksverband Paderborn-Land wurde am 03. April 1950 gegründet. Ihm schlossen sich alle historischen Schützenvereine der Kreise Paderborn und Büren an, außer dem Paderborner Bürgerschützen Verein von 1831 e.V. Durch die Gründung des Bezirkes Büren traten die dort beheimateten Vereine 1958 dem Kreisschützenbund Büren bei.

Vorderseite der Bezirksstandarte

Der Bezirksverband Paderborn-Stadt wurde 1975 im Zuge der kommunalen Neugliederung gegründet. Auf Einladung von Bezirksbundesmeister Paderborn-Land, Heinrich Thombansen und von Kreisschützenoberst und Bezirksbundesmeister Büren, Felix Klingenthal fand am 27. März 1975 im Paderborner Schützenhof eine Zusammenkunft statt, um das Schützenwesen neu zu ordnen und aufzugliedern. Als Gäste waren dazu geladen der Bundeschützenmeister Dr. Esser, der Bundesgeschäftsführer Beu und Diözesanbundesmeister Dr. Karl Auffenberg.

Das Ergebnis: Der Paderborner Bürgerschützenverein und die Schützenbruderschaften aus Schloss Neuhaus und Wewer schlossen sich zum Bezirksverband Paderborn-Stadt zusammen. Später kamen der Schützenverein Benhausen und der Heimatschutzverein Neuenbeken hinzu. Erster Bezirksbundesmeister wurde Dr. Karl Auffenberg, zu seinem Stellvertreter wurde Heinrich Kemper gewählt.

In unregelmäßigen Abständen versuchten die jeweiligen Bürgermeister der Stadt Paderborn immer wieder, für einen Übertritt der noch im Bezirksverband Paderborn-Land verbliebenen Stadtteilbruderschaften in den Bezirksverband Paderborn-Stadt zu werben. In offiziellen Versammlungen am 13. Mai 1995 mit Bürgermeister Willi Lüke und auch am 10.07.2001 unter Bürgermeister Heinz Paus kam es dabei zu kontroversen Diskussionen. Richard Kirchhoff lehnte als damaliger Bezirksbundesmeister Paderborn-Land jegliche Übertritte ab und konnte die betreffenden Bruderschaften immer wieder von einem Verbleib in seinem Bezirksverband überzeugen.

Rückseite der Bezirksstandarte

Uns ist es in den letzten Jahren gelungen, mit einer attraktiveren Gestaltung der Bezirkskönigsschießen, der Bezirksverbandstage, mit gegenseitigen Besuchen und vertrauensvollen Diskussionen die uns angeschlossenen Bruderschaften und Vereine in die Darstellung unseres Bezirksverbandes mit einzubeziehen. So wurde die St. Hubertus-Schützenbruderschaft Elsen im Jahre 2010 im Bezirksverband Paderborn-Stadt mit großer Herzlichkeit empfangen und sogleich in die Vorstandsarbeit einbezogen.

Ich möchte die gute Zusammenarbeit mit dem Bezirksverband Paderborn-Land heraus stellen. Unsere Ideale und unsere christlich-ethischen Wertvorstellungen prägen unsere gemeinsamen Ziele, der Schützenhochburg Paderborner Land auch auf Diözesan- und Bundesebene eine wichtige Stimme zu geben. Das wird sicherlich auch in den nächsten Jahren so bleiben.

Mein Dank gilt insbesondere dem Ehren-Bezirksbundesmeiser Richard Kirchhoff für die Unterstützung durch Aufzeichnungen und Berichte von Zeitzeugen bei diesem geschichtlichen Rückblick.

In diesen Dank einbeziehen möchte ich auch die Vorstände und Schützen der uns angeschlossenen Schützenbruderschaften und Vereine für die stete Mitarbeit und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Mögen unsere Werte und Ideale auch in den nächsten Jahrzehnten Leitbild und Fundament unseres ehrenamtlichen Wirkens bleiben und die nachfolgenden Generationen und Neubürger immer bei uns eine Heimat finden.

Günther Hecker
Bezirksbundesmeister Paderborn-Stadt